KNITMargrit strickt – Meine Strick-Reise zum Oslo Strikkefestival

Mit Stricknadeln im Handgepäck und in allerletzte Minute erreiche ich den Flug nach Oslo. Ich will stricken in Oslo. Juhu, Oslo Strikkefestival ich komme. Nein, ich war nicht zu spät dran – der Berliner Flughafen ist wirklich was er verspricht, verplant. Das wird aufregend, denke ich mir und bin froh als ich in den Lüften schwebe. Angekommen beim Flughafen in Oslo werden Pässe direkt am Ausstieg kontrolliert. Komisch, dass bin ich als Berliner Europäerin so gar nicht mehr gewöhnt. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich meine Euros tausche. Habe einfach meine Karte mitgenommen und gleich am Flughafen Geld abgehoben. Das ist der beste Weg, um Kosten zu sparen. Jetzt heißt es immer alles ca. durch 10 rechnen. Mein Host hat mir den Weg beschrieben und ich nehme den günstigeren Zug. Also, erstmal eine Karte erstehen. Hm, das gewechselte Geld passt nicht. Sofort kommt eine nette Servicedame und wechselt mir Geld und geht mir bei der Maschine zu Hilfe. Toll, hier bleibe ich oder ich nehme den Osloer Service einfach mit nach Berlin…So, jetzt aber. Ich merke, dass die Temperatur wirklich zehn Grad kälter ist als in Berlin. Zum Glück habe ich meine Winterjacke angezogen, Strickmütze auf und Strickschal um. Der Zug kommt zu spät, doch etwas wie in Deutschland. Doch ist der NSB-Zug günstiger als der Schnellzug. Ich bin in einer halben Stunde an der Station Nationaltheatret.

Beim Ausstieg bekomme ich sofort einen schönen Eindruck der Osloer Innenstadt. Rund um Karl Johans gate, vorbei am Schloss laufe ich zu meiner Unterkunft. Das erste Mal airbnb, wie aufregend. Alles klappt wie vereinbart. Ich wohne in einem tollen Zimmer, fast wie aus einem norwegischen Wohnkatalog entsprungen. Ich mach es mir hier hyggelig. So stell ich mir das vor. Die restliche Wohnung ist der Traum und ich bekomme von meinem Host seine besten Tipps für Oslo. Gemischt mit meinem Reiseführer kann jetzt nichts mehr schief gehen. An der Ecke ist ein Supermarkt und ich decke mich mit dem Nötigsten ein. Oslo ist ein echt teures Pflaster. Ich gestehe, dass ich später einen typischen norwegischen Burger bei McDonalds esse. Jetzt nutze ich die restliche Zeit beim Tageslicht und erkunde Oslo. Um an mein Ziel zu gelangen, laufe ich durch die sündhafte teure Shoppingmeile Bogstadveien. Dabei fällt mir eine tolle Galerie auf. Diesen Wölfen will ich nicht im Wald begegnen. Ich lass mich von Oslo beeindrucken und komme am Vigelandsparken an. Der Skulpturenpark im Herbst lockt mich geradezu an. Die Skulpturen von Gustav Vigeland lässt mich nachdenken. Was will er mit dem erhöhten Monolithen, dem wütenden Jungen „sinnatagen“ oder dem Lebensrad ausdrücken? Streben nach Höherem oder den Zusammenhalt von Menschen? Ich lasse mich treiben. Sollte mein Handy ausfallen eine rote Telefonzelle lässt ein SOS-Signal ausrufen. Das brauche ich zum Glück nicht.

 

Weiter geht es durch die Straßen von Oslo. Ich laufe bis zum Hafen. Dort habe ich einen ungefähren Eindruck vom Beginn der Fjorde. Am Tag kann hier eine Hafentour per Boot unternommen werden. Der Abend bricht ein. Ich befinde mich am richtigen Ort, Aker Brygge, die Vergnügungsmeile am Oslofjord.

Osloer und Touristen sitzen in den Bars und Restaurants. Selbst Jamie Oliver hat hier ein Restaurant. Könnte jetzt Garnelen essen, mach ich aber nicht. Vorbei geht es Richtung Rathaus. Jetzt fängt der Auftaktabend vom Oslo-Strikkefestival an. Also, schnell.

Opening party
Opening party

OPENING PARTY OSLO STRIKKEFESTIVAL

Das Strick-Event beginnt. Zum Glück bin ich mit Stadtplan unterwegs. Ja, ein Papierplan, wie früher. Sonst hält das Handy ja nie, trotz Powerbank. In der Bibliothek ist die Opening Party des Oslo Strikkefestivals. Dafür bin ich hier. Menschen über Menschen, natürlich viele Frauen. Unglaublich und alle stricken. Einfach herrlich. Ich bekomme noch einen Platz ganz hinten. Leider verstehe ich keine Wort, akustisch nicht und es ist auf norwegisch. Na ja, egal. Die Stimmung zählt. Ich komme ins Gespräch mit einer Spanierin und einer Kroatin, die beide in Oslo leben. Sie hüten gerade einen kleinen Jungen, fünf Monate alt. Seine Mutter ist Deutsche aus Berlin. Als ich mit ihm auf deutsch spreche, lächelt er. Versteht er mich? Wir stricken zusammen und reden. Erst später merke ich, dass ganz viele Tische mit Strickern vorne stehen. Alle besetzt. Jetzt sichere ich mir mein Strick-Programm. Das habe ich schon in Berlin bestellt. Aber ich hole mir es hier ab, der Versand nach Deutschland muss ja nicht sein aus Norwegen. Außerdem habe ich jetzt einen tollen Strick Anstecken, eine sogenannte Strikkedama. Langsam lasse ich den Abend ausklingen. Ich freue mich sehr auf morgen. Gleich morgens habe ich einen Workshop. Zurück geht es zu Fuss in mein Zimmer. Noch ein Abendsnack, eine Runde stricken und schauen was morgen beim Strickfestival so geht. Ich schlafe sehr gut.

OSLO STRIKKEFESTIVAL – Meine Strick-Reise

Nach einem guten Kaffee breche ich mit dem Bus auf. Ich merke schon viele Menschen sind unterwegs. Karten kauft man übrigens im Kiosk, die Osloer nutzen eine App für den öffentlichen Verkehr. Das Oslo Strikkefestival findet im Norsk Folkemuseum statt. Ein wirklich passender Ort für dieses Strickevent. Ich fühle mich in die Zeit zurückversetzt. Dazu gleich mehr. Da mein Workshop bereits um zehn Uhr stattfindet, umgehe ich die wirklich lange spätere Schlange. Denn der Wollmarktplatz öffnet um 11 Uhr. Mein Workshop findet in einem alten Spiegelsaal statt. Das ist doch ein guter Start in den Stricktag. Ich besuche den Kurs von Karie Westermann „Get Published!“. Vorher hatte alle eine Hausarbeit auf, denn es geht darum eigene Designs erfolgreich bei Magazinen vorzustellen. Ich bin sehr gespannt. Völliges Neuland für mich. Ich bin froh, wenn ich selbst erstmal Muster schreiben kann. Der Workshop ist sehr bereichernd und der Austausch in der Gruppe abwechslungsreich. Ich habe das Gefühl, dass es in anderen Ländern viel üblicher ist, sich an Magazine zu wenden. Ich gehe mit einem Gefühl aus dem Workshop, dass ich etwas ausprobieren möchte. Viele Ideen begleiten mich. Es gibt noch eine sehr große Auswahl an Workshops von den unterschiedlichsten Stricktechniken wie Lace, Brioche, Toe-up Socks und vieles mehr. Viele Kurse wurden auf englisch angeboten. Natürlich hauptsächlich auf Norwegisch. Außerdem finden viele Debatten statt und Diskussionen. Ich mag diese Sprache, auch wenn ich nichts verstehe. Jetzt ist es bald Mittag, der Wollmarkt wartet auf mich.

Ich betrete den Hauptraum und eine Masse an Menschen drängt sich um die Stände. Es ist schwer durch die Reihen zu treten und in Ruhe sich die Stände anzuschauen. Macht nichts, ich mache eine erste große Orientierungstour. Es gibt einfach das herrlichste Garn überhaupt. Ich bin im Strickhimmel. Ich bin so begeistert, dass ich am liebsten einfach in die Wolle springen will. Alles nachhaltige Wolle und mit so viele Liebe, Luxus und genialen Farben. Ich entscheide mich nur Wolle zu erstehen, die ich in Berlin nicht bekomme. Ich mache eine zweite, dritte und vierte Tour bevor ich mich entscheide. Wie immer kaufe ich nur dort, wo es mir angenehm ist.

Oslo Strikkefestival
Oslo Strikkefestival

Ich entscheide mich für eine tolle Wolle von Værbitt garn Tøyen. Ich muss ja immer Garn anfassen und diese Garn hat es mir angetan. Happy Yarn direkt aus Oslo. Ich bin froh über meinen lokalen Wollschatz. Ich bekomme als Aufmerksamkeit eine kleine Wollprobe dazu. Da freue ich mich noch mehr. Am Nachbarstand gibt es edles Garn aus UK – Whistlebare. Die Farben sind einmalig und ich kann mich kaum entscheiden. Da es Wolle für eine Mütze gibt, entscheide ich mich für einen schönen Grünton. Denn diese Mütze wird auf der Wollfarm getragen. Ist das nicht eine schöne Vorstellung? Im Programmheft des Oslo Strikkefestival gibt es ein Strickmuster für eine ganze bezaubernde norwegische Mütze. An der Wolle aus den Lofoten von Lofoten Wool komme ich nicht vorbei. Diesmal ganz rustikal, dafür aber urig norwegisch. Ich bin schon so gespannt, wie es sich strickt. Ich bin glücklich. Jetzt reicht es. Natürlich bewundere ich auch die modernen Muster von Kit Couture, doch irgendwann gibt es einen Pullover. Irgendwann. Ich muss hier raus.

Ich unternehme eine ausgedehnte Tour durch das wunderschöne Museum und bin überwältig von den alten Stricktechniken der Norweger. Viele Stücke sind ausgestellt. So will ich auch stricken können. Zwischendurch komme ich immer wieder ins Gespräch. Auch mit älteren Damen und alle durchweg tragen sie die schönsten Norwegermuster. Das will ich auch können. Also, üben…

Nach meiner Tour im Museum geht es raus. Jetzt fühle ich mich wirklich etliche Jahrhunderte zurückversetzt. Vorbei an alten Gassen entdecke ich einen alten Zuckerladen. Die süßen Bonbons schmecken köstlich. Dann fotografiere ich meine Lofoten Wolle. Der Kontrast ist so schön. Es gibt einen alten Wegladen mit entsprechenden Wegstühlen und angeschlossenen Wollladen. Als ich an Mägden vorbeikomme, frage ich ob ich sie fotografieren darf. Sie lächeln so schön.

Sogar ein alter VW steht da an der Tanke, witzig. Ich steige einen Hügel hoch, begegne immer wieder glücklichen Strickern. Jetzt befinde ich mich vor einer Kirche aus dem 13. Jahrhundert, ganz aus Holz. Das man hier nicht rauchen darf, versteht sich von selbst. Die Kirche ist wunderschön. Ich verweile und halte meinen Atem an. Danke, dass ich hier sein darf. Ich genieße meinen Ausflug und begebe mich wieder zurück in die Strick-Lounge. Dort esse ich ein Lachsbrot, mal etwas Norwegisches, haha. Ich setze mich ins Restaurant und genieße die Atmosphäre der Strickenden. Etwas später setzen sich zwei norwegische Frauen zu mir. Wir trinken Wein, stricken und erzählen. Wir sind fast die letzten Gäste und nehmen den letzten Bus direkt nach Oslo-Mitte. Ich bin dankbar, dass ich begleitet werde. Ich werde sogar bis vor die Haustür gebracht. Danke für die interessanten und lustigen Gespräche. Vor allem danke ich für die Fürsorge und Echtheit. Ich hoffe auf bald in Berlin ihr zwei lieben Menschen. Ich falle ins Bett und ein Stricktag in Oslo neigt sich dem Ende. Nicht ohne Blick auf meine Strickschätze. Mein Strickprojekt wird natürlich auch gestrickt. Nur noch eine Reihe.

DIE HIPSTER VON OSLO

Nicht nur in Berlin gibt es Hipster. Auch in Oslo. Obwohl ich heute noch zum Oslo Strikkefestival gehen wollte, beschließe ich meinen letzten Tag in Oslo zu verbringen. Mein zweiter Workshop ist leider ausgefallen. In Oslo gibt es noch viel zu entdecken. Schnell packe ich meine Sachen und plane im Kopf, was ich unternehmen will. Viel fällt mir am Ende auf. Am ersten Tag bin ich übrigens sechzehn Kilometer gelaufen. Heute werden es zwölf. Heute gönn ich mir mal ein Frühstück draußen. Ein Tipp aus dem Reiseführer. Die Åpent bakeri ist so gemütlich. Mitten zwischen Osloern sitze ich am Ofen, trinke meinen Tee und genieße mein leckeres Schokobrötchen. Das ausgezeichnete Brot nehme ich mir zur Wegzehrung mit. Sonntagsstimmung und ich könnte ewig hier sitzen.

Dann breche ich doch auf, erlebe den Wachabtausch beim Schloss. Gut gemacht! Im Schlosspark gibt es einen lustigen Hundespielplatz mit einem Fuchs wie aus dem kleinen Prinzen und einem Hasen wie aus Alice im Wunderland. Aber vielleicht sind das auch Kunstwerke. Zumindestens spielen hier Hunde. Ich besuche die Grabstätte von Munch. Denn ich werde es heute nicht mehr zu seinen Werken schaffen wie sich herausstellt. Deshalb ist das Foto wahrscheinlich so verzerrt. Aber ich zeige es euch trotzdem. An einem Hügel liegt die älteste Straße Oslos – Telthusbakken.

Hier wohnen jetzt die Hipster Oslos. Aber ich will ja noch weiter in den In-Bezirk von Oslo – Grünerløkka. Wahrscheinlich hat sich auch hier viel verändert. Ich schaue mir die Schaufenster an und entdecke immer wieder Anlehnungen an Strick und alles was mit stricken zu tun hat.

Als Strickfan muss man zu Pickels – einem schnuckeligen, charmanten Woll-Laden. Ich könnte wie immer einfach hier bleiben. Da gerade rot wieder in ist und mir rot steht, nehme ich etwas davon mit. Für mehr als eine Mütze reicht es nicht. So werde ich wohl meine Mützenliebe weiter pflegen.

Gerade merke ich, dass meine Zeit rennt. Ich muss noch zurück und es regnet. Ich hole meine sieben Sachen und die Bahn hat tatsächlich Verspätungen und ich habe mich wieder gegen die Schnellbahn entschieden. Tatsächlich über eine halbe Stunde. Ich denke, wenn der Flughafen so ist wie in Berlin, bleibe ich wohl im schönen Oslo. Da die Norweger aber viel digitaler und technischer sind als wir, passiere ich mit meinem App-Ticket eine Schranke und stehe direkt vor der Gepäckkontrolle. So einfach ist das. Ich habe tatsächlich noch Zeit und ein paar Kronen noch übrig. Es gibt so schöne Mitbringsel. Ein paar Kleinigkeiten, denn mein Wunsch war schon immer Geschenkemacherin. Oslo Strikkefestival – Ich komme wieder! Es war einmalig!!!

Mein Tuch, dass ich gestrickt habe, heißt übrigens: Northern Lights of Oslo! Passend, oder?

Eure Margrit // KNITMargrit

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